Wiederholen wir die Stilmittel. Wiederholen Sie die rhetorischen Figuren.
Richtiger Umgang mit Wiederholungen
- Wortwiederholungen sind generell zu umgehen, um möglichst abwechslungsreich zu schreiben.
- Als rhetorisches Stilmittel (literarische Figur) können Sie aber gewisse Effekte wie Struktur, Satzmelodie und Einprägsamkeit hervorrufen.
- Stilmittel mit sich wiederholenden Wörtern (Repetitio) sind die Anapher (am Satzbeginn), Epipher (am Satzende), die Gemination (unmittelbare Dopplung) sowie andere Figuren.
Warum sollten wir Wortwiederholungen vermeiden?
Mich erreichte vor ein paar Wochen eine E-Mail mit den folgenden Worten:
Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass die Lieferung Ihres Pakets schon vor einiger Zeit hätte passieren müssen. Uns liegt nichts Gegenteiliges vor.
Wenn Sie – wie ich zunächst auch – viele dieser Standardnachrichten erhalten, überlesen Sie vielleicht, dass im ersten Satz ein Fall von Wortwiederholung auftritt. Natürlich ist dies kein grober Schnitzer in Grammatik oder Rechtschreibung, allerdings bin ich mir recht sicher, dass dieser unschöne Stil umgangen werden kann.
Zum einen hat die deutsche Sprache derart viele Wörter, dass wir nicht darauf angewiesen sind, immer dieselben fünfzig Begriffe zu benutzen. Zum anderen hat der Satz als durch die Dopplung des Adverbs schon weniger Aussagekraft.
Im Folgenden erklären wir, wie Sie ganz einfach derartigen Unaufmerksamkeiten aus dem Weg gehen können und wie Sie Wortwiederholungen sogar gezielt in Ihren Texten einsetzen können.
Wie können wir Wortwiederholungen am besten umgehen?
Es kann diverse Ursachen haben, ein Wort zu wiederholen.
- Tippfehler, die dazu führen, dass zwei ähnliche Wörter aufeinanderfolgen
- Wiederholungen einer ganzen Wortgruppe (durch Unachtsamkeit)
- Doppelte Nennung von gleichwertigen Wörtern (z. B. Verbformen)
- Identische Satzanfänge
- Dasselbe Wort taucht zweimal im Satz auf (siehe oben)
Allerdings können Sie sich auf einen Schlag gegen all diese Hürden und Fehlerquellen wappnen, indem Sie sich den kostenlosen Schreibassistenten LanguageTool zulegen. Neben einer integrierten Rechtschreibprüfung erkennt es nämlich grammatikalisch inkorrekte Konstruktionen sowie stilistisch unschöne Formulierungen. Eine Korrektur sieht wie folgt aus:
Wann eignen sich Wortwiederholungen als Stilmittel der Rhetorik?
Innerhalb der Rhetorik – also der Redekunst – lässt sich eine Reihe von Stilmitteln finden, die ganz absichtlich auf Wortwiederholungen setzen. Denn neben der eintönigen Wortwahl und dem langweiligen Stil hat die Repetitio auch einige Vorzüge zu bieten, die sich in politische Reden, der Werbesprache und literarischen Werke gewinnbringend erweisen.
Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid.
- Die wiederholten Wörter werden betont. So bleiben sie leichter im Gedächtnis.
- Die Sätze wirken strukturierter und sächlicher.
- In Gedichten kann so ein ausgewogenes Metrum (Versrhythmus) entstehen.
Alle diese rhetorischen Figuren basieren auf denselben Prinzipien. Für eine genauere Unterscheidung ist die Position im Satz der entscheidende Faktor. Neben der Anapher, Epipher, Gemination gibt es übrigens noch weitere – etwas seltenere – rhetorische Stilmittel.
Anapher
Wird dasselbe Wort (oder dieselben Wörter) stets an mehreren Satzanfängen wiederholt, sprechen wir von einer Anapher. Sie können sich dieses Stilmittel – ebenso wie die Alliteration – mit dem Schlüsselwort Anfang merken. Prominente Beispiele finden wir in der Literatur, Politik und Werbung.
Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll.
(„Der Fischer“ von Goethe)
Ja, da kann man sich doch nur hinlegen, / Ja, da muss man kalt und herzlos sein. /
Ja, da könnte so viel geschehen. / Ach, da gibt’s überhaupt nur: nein!
(„Dreigroschenoper” von Brecht)
Wehe, die Parkuhr ist abgelaufen; wehe, die Steuererklärung wird zu spät abgegeben; wehe, man sortiert den Müll falsch; wehe, man baut auf Sylt eine Sandburg, das ist verboten – Stolpergefahr.
(Rede von C. Lindner, 2017)
Noch intuitiver. Noch intelligenter. Noch mehr du.
(Slogan für Apple watchOS)
Epipher
Das Pendant zu einem identischen Satzanfang ist das gleiche Satzende. Die literarische Figur, die darauf setzt, heißt Epipher. Hierbei können Sie sich als Eselsbrücke merken, dass das „E“ für Ende steht.
Sir Mortimer, Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht.
(„Maria Stuart“ von Schiller)
Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.
(„Um Mitternacht“ von Nietzsche)
Er kann. Sie kann.
(Werbung von Nissan)
Essen gut. Alles gut.
(Werbung von Knorr)
→ Anspielung an die Redewendung „Ende gut, alles gut.“
Gemination
Der Name des lateinischen Begriffs ist hier Programm: Verdopplung. Ein Wort oder eine Wortgruppe wird direkt wiederholt, um ihm oder ihr Nachdruck zu verleihen. Daher gilt die Gemination als klassischer Vertreter der Repetitio (Wiederholung).
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
(Psalm 22,2 in der Bibel)
Mein Joghurt hat eine Ecke, eine Ecke mit was drin.
(Werbung für Müllermilch)
Olé! Olé! Olé!
(Stadiongesang)
Tipp
Damit Sie wissen, ob eine Wortwiederholung Ihren Text eher voranbringt oder ihn hingegen etwas eintönig erscheinen lässt, gehen Sie wie folgt vor: Setzen Sie für eine der Wiederholungen ein Synonym ein und entscheiden Sie, ob es gut klingt, sinnvoll ist und beim Lesen die gewünschte Wirkung erzielt.
- Grundsätzlich sind Wortwiederholungen stilistisch unschön und teilweise grammatikalisch inkorrekt.
Ich lese den neuen, den neuen Artikel von Insights. - Als Stilmittel kann die Repetitio jedoch die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Schlüsselwort legen.
Teuer bleibt teuer! - Besondere rhetorische Figuren der Repetitio sind Anapher (Satzanfang), Epipher (Satzende) sowie Gemination (direkte Verdopplung).
Wenn aus Herr Weber Sebastian wird.
Wenn aus Bier Bitburger wird.
Hinweis: Da es sich hier um einen Fall von gleichzeitiger Anapher und Epipher handelt, sprechen wir in der Rhetorik vom seltenen Fall der Symploke oder des Complexio.