Warum Anglizismen nicht immer tight oder cool sind …
Richtiger Umgang mit Anglizismen
- Ein Anglizismus ist ein englisches Lehnwort, das ins Deutsche übernommen wurde.
- Mögliche Gründe sind die Verwandtschaft von Deutsch und Englisch als germanische Sprachen sowie die Popularität US-amerikanischer Produkte und Ideen in jüngster Vergangenheit.
- Einige Anglizismen sind nicht ersetzbar, während andere standardsprachlich durch eine deutsche Alternative ausgetauscht werden sollen. Nur so können Sie davon ausgehen, dass alle Ihre Texte verstehen.
Was sind Anglizismen?
In einem anderen Blogartikel haben wir kürzlich die korrekte Schreibweise von Home-Office (oder Homeoffice) angesprochen. Dabei haben wir festgestellt, dass es folgende Tendenz gibt: Je länger ein Wort im Deutschen existiert, desto wahrscheinlicher wird es ab einem gewissen Punkt „eingedeutscht“ – in diesem Fall wird das Wort als Kompositum (zusammengesetztes Nomen) geschrieben.
Anhand dieser Beobachtungen können wir feststellen, dass es nicht nur bereits einige englische Begriffe im Deutschen gibt, sondern auch immer neue dazukommen und sich auch deren Schreibung ändern kann. Derartige Wörter, die aus der englischen Sprache entlehnt werden, kennen wir als Anglizismen.
Nach dem Meeting war ich nicht mehr am Laptop online, sondern sendete die E-Mail mit meinem Smartphone.
Wie wir feststellen, kommen einige Begriffe direkt aus dem Englischen. In diesem Beispiel haben alle Anglizismen mit der Internettechnologie zu tun, bei dem die englischen Begriffe auch international gebräuchlich sind. Weitere Gründe für Anglizismen sind:
- Verwandtschaft: Deutsch und Englisch gehören zu den germanischen Sprachen. Das heißt, sie teilen sich gemeinsame Wurzeln und haben sich schon früh gegenseitig beeinflusst.
- Englisch als Weltsprache: Englisch wird heute von Millionen Menschen auf allen Kontinenten gesprochen, daher konnten auch diverse Amerikanismen etc. übernommen werden.
- Genereller technischer Fortschritt
- Amerikanische Popkultur: Viele Leute sind vertraut mit amerikanischen Produkten, englischsprachiger Musik und Film sowie der Lebensart der USA. Englisch hat daher einen modernen und coolen Charakter.
- Globalisierung: Für internationale Firmen ist Englisch alltägliche Arbeitssprache.
- Erfolg: Viele US-amerikanischen Unternehmen und deren Produkte (Amazon, Apple, Google, Meta, Windows usw.) sind weltweit bekannt.
Warum können Anglizismen problematisch sein?
Jetzt könnten Sie meinen, dass Anglizismen doch kein Thema sein dürften, wenn wir doch ständig von diesen umgeben sind. Allerdings können wir in Deutschland nicht davon ausgehen, dass wirklich alle die englischen Wörter auch verstehen. Es gibt zum einen die Generation, die noch nicht so viel mit der englischen Sprache zu tun hatte und hingegen Kenntnisse des Französischen oder Russischen besitzt.
Zudem gibt es auch etliche Beispiele in der jungen Generation von zu wenig Englischkenntnissen. Hier wäre es schlicht umständlich, unbedingt auf Anglizismen zu bestehen und zu hoffen, dass diese auch von Leuten mit wenigen oder keinen Grundkenntnissen der Fremdsprache verstanden oder gar benutzt werden.
Eine weitere Schwierigkeit bilden Anglizismen, die im Englischen anders verwendet werden als im Deutschen. Das Handy beispielsweise ist zwar ein vollkommen anerkannter Anglizismus, allerdings heißt das Mobiltelefon in der englischsprachigen Welt „cell phone“ oder „mobile phone“. Viele dieser Schein- bzw. Pseudo-Anglizismen könnten das Verständnis eher erschweren.
Ferner gibt es Anglizismen, die etwas beschreiben, für das es bereits einen deutschen Begriff gibt, der sich seit Langem auch bewährt hat. Hier wäre ein Austausch nicht nötig.
- Nomen: Accessibility, Actor, Actress, Advertiser, Airport, Attachment, Background, Birthday, Body-guard, Buddy, Butterfly, Call, Challenge, Check, Christmas, Coming of age, commitment, Common sense, Consultant, Consulting, Content, Cookie policy, Core value, Cover, Crash, Customer, Cut, Darling, Date, Deadline, Demand, Desk, Display, Diversity, Drink, Dropout, Edge case, Entertainment, Event, Eye catcher, Family, Free-trade, Gag, Goalkeeper, Gossip, Highlight, Honey, Know-how, Lifestyle, Location, Lookalike, Loser, Makeup, Meeting, Member, Message, Milestone, Mindset, Office, Peanut, Performance, Personality, Policy, Power, Prank, Preview, Privacy Policy, Public-Private-Partnership, Release, Road map, Sale, Screen, Shooting Star, Speech, Stakeholder, Standing, Statement, Story, Stranger, Support, Suspense, Time Management, Topic, Workaround, Workflow.
- Adjektive, Adverbien: asap, busy, dead, down to earth, easy going, epic, free, full time, gecancelt, gecheckt, gedownloadet, geupdated, never, off, off-topic, on demand, open, random, randomly, reporten, roundabout, surrounding, too late, up to
- Verben: checken, chill, chillen, googeln, hate, out-of-the-box denken, update, updaten
Wann sind Anglizismen angebracht?
Anglizismen sind immer dann hilfreich, wenn es entweder keine deutsche Entsprechung gibt oder wenn der deutsche Begriff zu kompliziert wäre. Wie oben angesprochen, kursieren einige Wörter schon lange in der deutschen Sprache und die Aufnahme von fremdsprachlichem Vokabular ist ein normaler Prozess des Sprachwandels. Solche Beispiele zeigen, dass der deutsche Name entweder zu ungewöhnlich, sperrig oder künstlich wirken kann:
Unsere Kollegin trägt einen grünen Pullover und eine enge Jeans.
→ (Unsere Kollegin trägt ein grünes dickes Oberteil und eine enge Nietenstoffhose.)
Wegen des Jetlags konnte ich nur ein paar Chips und etwas Toast essen. → (Wegen der Müdigkeit durch die Zeitverschiebung konnte ich nur ein paar frittierte Kartoffelscheiben und etwas gebräuntes Weißbrot essen.)
Neben den Anglizismen, die der Einfachheit halber verwendet werden, gibt es einige Kontexte, in denen englischsprachige Begriffe zu bevorzugen sind. In Fachkreisen, akademischen Kontext oder in der modernen Betriebswirtschaft sind Anglizismen nicht wegzudenken. Zudem lassen sich in der Werbung oder im Internet zunehmend Ausdrücke aus dem englischsprachigen Raum entdecken, die modern, angesagt und jung klingen sollen.
Der Key-Account-Manager wird nach dem Release des neuen Updates befördert.
Der Log-in der Mail-Extension ist einfach, nachdem Sie die Cookies weggeklickt haben.
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Woher weiß ich, welche Anglizismen vermeidbar sind?
Die Schwierigkeit besteht darin, zwischen nötigen Anglizismen und nicht wirklich nötigen Anglizismen zu unterscheiden. Denn nicht alle englischsprachige Begriffe begünstigen oder verhindern grundsätzlich das Verständnis. Unser Ziel ist demnach, einerseits nicht allzu unmodern und altbacken, anderseits eben nicht zu Denglisch zu klingen. Mit diesen drei schnellen Tipps können Sie in Ihren Texten vermeidbare von nicht vermeidbaren Anglizismen unterscheiden:
- Überlegen Sie bei jedem englischen Begriff, ob Ihnen auf Anhieb eine prägnante Alternative im Deutschen einfällt. Benutzen Sie dann lieber die deutsche Entsprechung.
- Je entfernter der Anglizismus von der ursprünglich englischen Schreibweise (auch die Pluralformen) im Englischen entfernt ist, desto akzeptierter scheint er im Deutschen zu sein. Das Känguru etwa ist völlig unbedenklich, da es die komplette deutsche Rechtschreibung übernommen hat, verglichen mit „kangoroo“.
- Der intelligente Schreibassistent LanguageTool kann mit seiner umfassenden Stilanalyse schwierige Anglizismen entdecken und unterstreicht Ihnen diese direkt im Text. Und das Beste: Sie erhalten auch direkt eine deutsche Alternative.
Tipp
Die Hinweise auf Anglizismen sind nur in Premiumkonten einsehbar. Einige etwas verbreitetere Begriffe erscheinen darüber hinaus nur im akribischen Modus von LanguageTool. Daher ist die Verwendung von Message nicht so ungewöhnlich wie die von busy. Sie können bei Bedarf die Regeln auch für einzelne Texte oder generell für Ihr Profil ausschalten.
Zusammenfassend
- Vermeiden Sie Anglizismen, die eindeutig durch deutsche Begriffe ersetzt werden könnten (Office für Büro, Diversity für Diversität oder Standing für Stand) oder unnötig „cool“ oder „tight“ wirken sollen.
- Verwenden Sie Anglizismen, die vollständig in der deutschen Sprache angekommen sind, deren Schreibung sich evtl. bereits geändert hat und die von mutmaßlich vielen Personen – auch ohne Fremdsprachenkenntnisse verstanden werden (E-Mail, Internet, Home-Office, Känguru etc.).
- Falls Sie Anglizismen benutzen, richten Sie sich nach Kontext, Zielgruppe sowie Rahmen. Denn im beruflichen wie privaten Umfeld gilt: Wenn alle Parteien genau verstehen, was gemeint ist, dürfen es auch mal mehr englische Begriffe sein. Es wird erst un-nice, wenn der Talker zu viele Begriffe ust, nur um möglichst Denglisch zu klingen.