Genießen und Gesundheit wünschen

genosen, genoßen, genießt, geniesst
Geniest | Genossen

Während niesen seine Vergangenheit (Partizip) regelmäßig mit geniest bildet, verwenden wir für das starke Verb genießen die unregelmäßige Form genossen. Die Formen sind nicht tauschbar.


„Geniest“ oder „Genossen“?

Es gehört zum guten Ton, dass wir Gesundheit sagen, sobald jemand genossen hat … Oder sobald jemand geniest hat? Da die Verben niesen und genießen fast identisch in Klang und Schriftbild sind, gibt es hier eine Tendenz zur Verwechslung:

Im Präsens (also der Gegenwart) scheint die Sache noch eindeutig:

Nies bitte in deine Armbeuge.
Warum niest du immer so laut?
Genieße den Tag!
Wir können sehen, dass sie das Essen genießt.

Beachten Sie die unterschiedliche Aussprache und Schreibweise der beiden Verben.

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Niesen mit einem weichen (stimmhaften) „s“

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Genießen mit einem scharfen (stimmlosen) „ß“ (dem Eszett)

Die Schreibung „geniessen“ ist außerhalb der Schweiz falsch.


Wie lautet die Vergangenheit von „niesen“?

Da niesen ein schwaches Verb ist, werden alle Formen regelmäßig gebildet. Also hängen wir in der einfachen Vergangenheit (Präteritum) ein „-te“ für die erste Person an den Verbstamm „nies-“.

Du niestest wieder nicht in deine Armbeuge.
Wir niesten gestern recht laut, oder?

In der vollendeten Vergangenheit (Perfekt) wird das Partizip geniest benutzt. Die individuelle Form wird mit dem Verb haben gekennzeichnet.

Du hast wieder nicht in deine Armbeuge geniest.
Wir haben gestern recht laut geniest, oder?

Hier darf nicht die Form genossen verwendet werden.


Wie lautet die Vergangenheit von „genießen“?

Genießen ist ein starkes Verb. Somit werden alle seine Formen unregelmäßig gebildet. Statt dem Stamm „genieß-“ plus einer Endung verwenden wir „genoss“ plus der Personalendung für die einfache Vergangenheit (Präteritum):

Ihr genosst die Vorstellung, oder?
Sie genossen das Drei-Gänge-Menü.

Für die vollendete Vergangenheit (Perfekt) verwenden wir das Partizip genossen. Auch genießen benötigt eine Form von haben als Hilfsverb.

Ihr habt die Vorstellung genossen, oder?
Sie haben das Drei-Gänge-Menü genossen.

„Geniest“ oder „genossen“?

Die Verwechslung kommt nicht von ungefähr. Zum einen klingt geniest (Vergangenheitsform von niesen) genauso wie genießt (Ihr-, Du- oder Er/Sie/Es-Form Präsens von genießen). Zum anderen erinnern wir uns an unregelmäßige Verbformen eher als an regelmäßige. Daher wollen wir auch beim Niesen genossen benutzen. Hier noch mal alle Möglichkeiten der Konjugation:

Infinitiv (Grundform) niesen genießen
Präsens
(Gegenwart)
ich niese, du niest, er/sie/es niest, wir niesen, ihr niest, sie niesen ich genieße, du genießt, er/sie/es genießt, wir genießen, ihr genießt, sie genießen
Imperativ (Befehlsform) Niese / Nies (du)!
Niest (ihr)!
Genieße / Genieß (du)!
Genießt (ihr)!
Präteritum (Vergangenheit) ich nieste, du niestest, er/sie/es nieste, wir niesten, ihr niestet, sie niesten ich genoss, du genossest, er/sie/es genoss, wir genossen, ihr genosst, sie genossen
Partizip
(für alle zusammengesetzten Zeiten)
geniest (haben) genossen (haben)

Wie kann ich die Verwechslung zwischen „geniest“ und „genossen“ umgehen?

Übrigens: Niesen und Genießen haben auch in ihrer Wortherkunft nichts miteinander zu tun. Während sich niesen von Nase ableiten lässt, kommt genießen aus dem mittelhochdeutschen Wort für (zu sich) nehmen.

Um geniest und genossen sowie niesen und genießen nicht mehr zu verwechseln, haben Sie drei Möglichkeiten:

  1. Sie lernen die gesamte Konjugation der beiden Verben auswendig.
  2. Sie verlassen sich auf die Rechtschreib- und Grammatikprüfung von LanguageTool.
  3. Sie merken sich den Satz:

Das Niesen kann genossen werden, aber Genuss kann nicht geniest werden.