Wieder mal den Rotstift herausgeholt …
Die richtige Schreibung von Farbidiomen (Farbsprichwörtern)
- Großschreibung von Farben: Nominalisierte Farben, feststehende Eigennamen, übertragene Bedeutungen (empfohlen)
- Kleinschreibung von Farben: Farbadjektive, mehrere Farben in derselben Wendung, eigentliche Bedeutung der Farbe, einzelne Formulierungen trotz metaphorischer Bedeutungen
- Getrenntschreibung von Farben + Verben: Aktionen mit der tatsächlichen Farbe (empfohlen)
- Zusammenschreibung von Farben + Verben: Verb besitzt eine übertragene Bedeutung und hat kaum etwas mit der wirklichen Farbe zu tun
Warum enthalten Sprichwörter Farbbezeichnungen?
Nachts sind alle Katzen grau.
Diese Redewendung ist allseits bekannt. Aber es ist schon komisch, denn bei Weitem sind nicht alle Katzen wirklich grau – zumindest nicht im Tageslicht. Wir dürfen den Wortlaut des Sprichworts von daher nicht zu genau nehmen, denn eine Grundeigenschaft dieser Wendungen ist das Vermitteln von übertragenen Bedeutungen.
Grau steht in diesem Zusammenhang für eine monochrome Masse, aus der keine Katze hervorsticht. Daher steht die Farbe für Dunkelheit, undefinierte Umrisse sowie nur schwer auseinanderzuhaltende Farben – die der Katzen.
Da uns Farbbezeichnungen stets ermöglichen, bildlich über unsere Umwelt sprechen zu können, sind diese sehr beliebt in unzähligen Sprichwörtern. Zudem existieren die Farbbegriffe schon seit Längerem in der deutschen Sprache und auch die Symbolik und Emotionen von Farben begünstigen Farben als Bestandteil metaphorischer Sprache in Redewendungen.
Im Folgenden unterscheiden wir zwischen drei Kategorien, die uns unterschiedliche Rechtschreibregeln aufzeigen.
Kategorie 1: Verben mit Farben
Die Verbindungen Farbadjektiv + Verb oder Farbadjektiv + nominalisiertes Verb werden grundsätzlich nie mit einem Bindestrich geschrieben. Hier müssen wir jedoch zwischen zwei Schreibweisen unterscheiden, da sowohl die Zusammenschreibung als auch die Getrenntschreibung korrekt sein können.
Auseinanderschreibung | Zusammenschreibung |
---|---|
Blau machen (dafür sorgen, dass etwas blau wird) |
Blaumachen (schwänzen) |
Rot sehen (die Farbe Rot sehen) |
Rotsehen (keinen Ausweg sehen) |
Schwarz fahren (schwarz bekleidet fahren) |
Schwarzfahren (ohne Fahrausweis mitfahren) |
Schwarz sehen / Schwarz malen (die Farbe Schwarz sehen oder malen) |
Schwarzsehen / Schwarzmalen (etwas pessimistisch erwarten) |
Schwarz arbeiten (in Schwarz arbeiten) |
Schwarzarbeiten (arbeiten, ohne Steuern zu zahlen) |
Weiß waschen (Weißwäsche reinigen) |
Weißwaschen (sich von einer Schuld befreien) |
Die Getrenntschreibung deutet darauf hin, dass die Farbe in ihrem ursprünglichen Sinne benutzt wird. Etwas wird also mit der tatsächlichen Farbe gemacht. Die Zusammenschreibung von Farbe und Verb begründet sich durch den übertragenen Sinn. Die Aktionen haben nicht mit der Grundbedeutung der jeweiligen Farbbezeichnung zu tun und ist als Ganzes metaphorisch zu bewerten.
Noch bevor ich meinen Bildschirm schwarz sah, wusste ich, dass er kaputt war.
Viele sagen, ich würde immer alles schwarzsehen.
Bei den meisten anderen Verben empfiehlt sich die Getrenntschreibung, da die Auseinanderschreibung nur vereinzelt korrekt ist.
Du hast dir die Haut ganz rot gescheuert (rotgescheuert).
Ich musste mich tatsächlich schwarz ärgern (schwarzärgern).
Sollen sie doch warten, bis sie schwarz werden (schwarzwerden).
Tipp
Kombinieren wir Farben mit Verben wie lackieren, färben, streichen, tünchen oder tönen, werden sie stets getrennt. Das gilt auch bei allen Partizipien, die nach neuer deutscher Rechtschreibung auch zusammengeschrieben werden könnten. Wir empfehlen dennoch die Getrenntschreibung.
Wir sollten die Wände rot streichen.
Hast du dir die Haare blond gefärbt (blondgefärbt)?
Wo ist das rot gestreifte (rotgestreifte) T-Shirt?
Kategorie 2: Nominalisierte Farbadjektive
Bezüglich der Rechtschreibung von Farben gilt: Farbadjektive werden kleingeschrieben, es sei denn, wir nominalisieren sie. Dabei erhalten sie einen Artikel oder anderen Begleiter und werden großgeschrieben. Diese Regel trifft auch in Floskeln und Phrasen zu:
1) Farbe als (kleingeschriebenes) Adjektiv
Er ist noch völlig grün hinter den Ohren.
Ich werde schon ganz grün vor Neid.
Möchten Sie Ihren Kaffee schwarz?
Bist du immer noch blau?
Bei Vorträgen wird sie immer rot.
Sie schlugen ihn grün / blau / gelb.
Wir essen Forelle blau.
2) Farbe als (großgeschriebene) Nominalisierung
Lasst uns einen Ausflug ins Grüne machen.
Da hast du ins Schwarze getroffen.
Sie versucht immer, aus Schwarz Weiß zu machen.
Die Ergebnisse sind nicht wirklich das Gelbe vom Ei.
Unsere Chefin verspricht immer das Blaue vom Himmel.
Lass uns ins Blaue fahren.
3) Mehrere Farben in Redewendungen
Entgegen den Regeln der Rechtschreibung von Farben schreiben sich Farbadjektive oftmals klein, wenn mehrere in derselben Wendung kombiniert werden.
Das gebe ich Ihnen schwarz auf weiß.
Warum sehen sie immer alles grau in grau?
Kategorie 3: Eigenständige Namen mit Farben
Die letzte Besonderheit der Großschreibung von Farbadjektiven sind Eigennamen. Hierbei sind nämlich auch Adjektive großzuschreiben.
Schwarze Witwe, Rote Johannisbeere, Rote Bete
Schwarzes Meer, Gelber See, Rotes Meer, Blaue Lagune, die Goldene Stadt
das Deutsche Rote Kreuz, das Weiße Haus, das Goldene Buch
der Schwarze Freitag, die Weiße Rose, die Rote Armee
der Pinke Panther, die Blauen Reiter, die Gelben Engel
Gelben Seiten, die Goldene Schallplatte
Verglichen damit gibt es eine Reihe von Wendungen, bei denen Adjektive großgeschrieben werden, damit die Bezeichnung auf ein bestimmtes Nomen verweist:
die Grüne Insel (Irland) vs. die grüne Insel (beliebige Insel, die grün ist)
der Grüne Punkt (Recyclingsiegel) vs. der grüne Punkt (Punkt, der grün ist)
der Blaue Planet (Erde) vs. der blaue Planet (irgendein blauer Planet)
die Gelbe Tonne (Plastikmüll) vs. die gelbe Tonne (eine Tonne, die gelb ist)
Bei einer Reihe von anderen Sprichwörtern gibt es keinen Bedeutungsunterschied zwischen der Groß- und Kleinschreibung der Farben. Beides ist korrekt. Wir empfehlen allerdings die Großschreibung – um die übertragenen Bedeutungen zu verdeutlichen.
schwarzes Brett / Schwarzes Brett
schwarzes Loch / Schwarzes Loch
schwarzer Tod / Schwarzer Tod
weißer Tod / Weißer Tod
rote Karte / Rote Karte
roter Planet / Roter Planet
rote Liste / Rote Liste
rote Grütze / Rote Grütze
gelbes Trikot / Gelbes Trikot
blauer Brief / Blauer Brief
goldener Schnitt / Goldener Schnitt
goldene Hochzeit / Goldene Hochzeit
goldenes Zeitalter / Goldenes Zeitalter
grüne Welle / Grüne Welle
grüner Star / Grüner Star
grüner Pfeil / Grüner Pfeil
grauer Star / Grauer Star
Allerdings finden wir auch eine ganze Reihe von festen Wendungen, in denen wir Farbbezeichnungen nach deutscher Rechtschreibung kleinschreiben müssen.
schwarze Zahlen (schreiben)
schwarzer Humor
rote Zahlen (schreiben)
roter Faden
blauer Fleck
blaues Blut
(mit einem) blauen Auge (davonkommen)
grünes Licht (geben)
(auf keinen) grünen Zweig (kommen)
(im) grünen Bereich
grüner Daumen
rosarote Brille
silberner Löffel
(sich den) goldenen Schuss (geben)
goldene Mitte
goldenes Kalb
(sich eine) goldene Nase (verdienen)
graue Maus
weiße Mäuse (sehen)
weiße Weste
(die) weiße Fahne (hissen)
weißer Fleck (auf der Landkarte)
Warum sind nächtliche Katzen grau, aber noch längst keine Grauen Katzen?
Vor einer Zusammenfassung der Groß- und Kleinschreibung sowie Getrennt- und Zusammenschreibung von Farbmetaphern habe ich noch einen Tipp:
LanguageTool ist eine kostenlose Schreibhilfe, mit der Sie bei all Ihren Texten ins Schwarze treffen. Es verspricht Ihnen nicht das Blaue vom Himmel, sondern markiert Fehler und Stilbrüche direkt beim Schreiben und gibt Ihnen ggf. die richtige Alternative bzw. die empfohlene Schreibweise. Somit müssen Sie fortan nicht mehr schwarzsehen, sondern finden stets das Gelbe vom Ei in Sachen Grammatik, Wortwahl und Rechtschreibung.
Denn wenn schon alle Katzen nachts grau sind, dann doch bitte kleingeschrieben!
Zusammenfassung
- Kategorie 1: Rotsehen schreiben wir zusammen, da das Verb eine übertragene Bedeutung hat. Es bedeutet „keinen Ausweg mehr sehen“ und hat somit nichts mit der Farbe an sich zu tun. Bei rot weinen oder rot geweinte (Augen) empfehlen wir die Getrenntschreibung, obwohl beides richtig ist.
- Kategorie 2: Wenn etwas rot ist, wird die Farbbezeichnung als Adjektiv kleingeschrieben: Wir werden rot wie eine Tomate. Bei Wendungen wie Alarmstufe Rot wird die Farbe nominalisiert und deswegen großgeschrieben.
- Kategorie 3: Eigennamen wie die Rote Armee Fraktion, die Roten (Fußball oder Politik) werden großgeschrieben. Bei Begriffen mit übertragener Bedeutung lässt die Rechtschreibung teilweise die empfohlene Großschreibung zu (die rote oder Rote Karte) oder nicht (der rote Faden) etc.