Das Wort des Jahres durchbricht kein Wasser

Die Wörter des Jahres 2021

  1. Wellenbrecher
  2. SolidAHRität
  3. Pflexit


Wellenbrecher hat nichts mit Surfen zu tun …

Hoffentlich sind Sie gut ins neue Jahr gestartet. Doch die Freude auf 2022 wurde natürlich etwas überschattet von der anhaltenden globalen Coronapandemie. Als ich vor einigen Tagen erfuhr, welcher Begriff zum Wort des Jahres 2021 gekürt wurde, hätte ich daher direkt ahnen können, dass das Gewinnerwort Wellenbrecher auch im Zusammenhang mit COVID-19 steht.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (kurz GfdS) definiert ihr Gewinnerwort wie folgt:

Das Wort steht für alle Maßnahmen, die getroffen wurden und werden, um die 4. Corona-Welle zu brechen. Das aus Küstenschutz und Schiffbau bekannte Wort nahm durch das auch 2021 beherrschende Thema – die Corona-Pandemie – eine Reihe von neuen Bedeutungen an. Es stand unter anderem für „Maßnahmen gegen Covid-19“, für den „Zeitraum, in dem solche Maßnahmen gelten sollen“, und auch für eine „Person, die sich nach ihnen richtet“.

Somit ist Wellenbrecher ein Wort, dem wir verschiedene Bedeutungen zuschreiben können. Vor der Pandemie war er jedoch als Befestigung in Küstennähe definiert. Nun hat sich die Bedeutung des Begriffs aus der Schifffahrt erweitert und verfolgt als übergeordnetes Ziel das Durchbrechen der Infektionswelle.


Aus welchen Kandidaten wurde das Wort des Jahres gewählt?

Überraschenderweise erreichten zwei Begriffe das Treppchen, die nur bedingt etwas mit der Pandemie zu tun haben. Weitere Informationen zu allen Wörtern des Jahres gibt es hier.

GfdS wählt »Wellenbrecher« zum Wort des Jahres 2021 | GfdS

2. Platz: SolidAHRität

  • Im Zuge der verheerenden Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland im Juli 2021 zeigten sich viele Deutsche solidarisch und spendeten oder halfen direkt in den betroffenen Gebieten. Besonders im Ahrtal – dem Namensgeber der Wortkreation – konnte vielen Geschädigten durch diverse Aktionen geholfen werden.

3. Platz: Pflexit

  • Bei diesem Kofferwort werden zwei Begriffe miteinander verbunden: Pflege und Exit. In Anlehnung an den Brexit, also dem Ausstieg Großbritanniens aus der EU, bezeichnet dieses Wort das Phänomen, dass viele Pflegekräfte die Branche wechseln. Oft wird dies durch schlechte Arbeitsbedingungen, zu wenig Anerkennung sowie dem aktuellen, erhöhten Stress durch Coronafälle begründet. Der akute Pflegenotstand in Deutschland wird durch den Pflexit verstärkt.

4. Platz: Impfpflicht

5. Platz: Ampelparteien

6. Platz: Lockdown-Kinder

7. Platz: Booster

8. Platz: freitesten

9. Platz: Triell

10. Platz: fünf nach zwölf


Das Wort des Jahres seit 1971

Seit dem Jahr 1971 wählt die Jury der GfdS eine Top 10 und natürlich das Gewinnerwort des Jahres unter Berücksichtigung des Jahresgeschehens sowie der Chance für das Wort, sich längerfristig im deutschen Wortschatz zu etablieren. Hier sehen wir jeweils die Top-3 für das Wort des Jahres seit 2000.

Jahr Wort des Jahres 2. / 3. Platz
2000 Schwarzgeldaffäre BSE-Krise, Greencard
2001 11. September Anti-Terror-Krieg, Milzbrandattacke
2002 Teuro PISA-Schock, Jahrtausendflut
2003 das alte Europa Agenda 2010, Reformstreit
2004 Hartz IV Parallelgesellschaft, PISA-gebeutelte Nation
2005 Bundeskanzlerin Wir sind Papst, Tsunami
2006 Fanmeile Generation Praktikum, Karikaturenstreit
2007 Klimakatastrophe Herdprämie, Raucherkneipe
2008 Finanzkrise verzockt, Datenklau
2009 Abwrackprämie kriegsähnliche Zustände, Schweinegrippe
2010 Wutbürger Stuttgart 21, Sarrazin-Gen
2011 Stresstest hebeln, Arabellion
2012 Rettungsroutine Kanzlerpräsidentin, Bildungsabwendungsprämie
2013 GroKo Protz-Bischof, Armutseinwanderung
2014 Lichtgrenze Schwarze Null, Götzseidank
2015 Flüchtlinge Je suis Chralie, Grexit
2016 postfaktisch Brexit, Silvesternacht
2017 Jamaika-Aus Ehe für alle, #MeToo
2018 Heißzeit Funklochrepublik, Ankerzentren
2019 Respektrente Rollerchaos, Fridays for Future
2020 Corona-Pandemie Lockdown, Verschwörungserzählung

Übrigens entscheidet dieselbe Jury auch jedes Jahr über das Jugendwort des Jahres sowie das Unwort des Jahres. Während ersteres 2021 cringe war, entfiel die Wahl zum Unwort des Jahres dieses Mal aus unbekannten Gründen.


Österreich, die Schweiz und Liechtenstein haben eigene Wörter des Jahres

In den Jahren 1999 bis 2003 bildeten sich in den deutschsprachigen Ländern Österreich, Liechtenstein und die Schweiz eigene Komitees, die seitdem jeweils ein eigenes Wort des Jahres wählen. Sie entstanden durch die Kritik, dass die Gewinnerwörter zu oft einen klaren Bezug zu Deutschland gehabt hätten.

  • Österreich: Das Wort des Jahres 2021 hier ist Schattenkanzler. Der ironische Ausdruck spielt auf die Unterstellung an, der Bundeskanzler Sebastian Kurz habe aufgrund von Korruption zurücktreten müssen. Platz 2 belegte 3G, gefolgt von Klimaticket.
  • Liechtenstein: Das Wort des Jahres ist Zertifikat. Dieser Begriff definiert den elektronischen Impfnachweis nach einer Coronaimpfung. Welche Wörter Platz 2 und 3 erreichten, wurde nicht veröffentlicht.
  • Schweiz: Das schweizerdeutsche Wort des Jahres lautet Impfdurchbruch. Natürlich bezieht sich dieses Gewinnerwort auch wieder auf die Impfung gegen die Coronaerkrankung. Auf Platz 2 kam Starkregen, auf Platz 3 entfreunden.

Doch nicht nur bei der Wahl des Jahreswortes ist es wichtig, zwischen verschiedenen Varietäten des Standarddeutschen zu unterscheiden. Das österreichische respektive schweizerische Deutsch ist zum Teil erheblich anders als das Deutsch in Deutschland. Gut, dass Sie bei intelligenten Schreibassistenten wie LanguageTool nicht nur die Sprache, sondern auch das jeweilige Zielland auswählen können, um genau in Ihrer Heimat mit fehlerfreien Texten – gemäß der passenden Standardsprache – glänzen zu können.


Zusammenfassung

Seit 1971 wird durch die GfdS das deutsche Wort des Jahres gewählt.

Diese Begriffe beschreiben politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich wichtige Themen in Deutschland (z. B. Finanzkrise, Corona-Pandemie, GroKo).

Das Gewinnerwort für 2021 ist Wellenbrecher, gefolgt von SolidAHRität und Pflexit.

Seit über 20 Jahren gibt es eigene Wörter des Jahres für Österreich, Liechtenstein und die Schweiz. Diese waren 2021 Schattenkanzler (AU), Zertifikat (LI), Impfdurchbruch (CH).