Gedanken- oder Bindestrich – wann benutzen wir welches Zeichen?

Sind Bindestrich und Gedankenstrich dasselbe Satzzeichen?

Wir benutzen den Bindestrich öfter, als wir denken. Und noch öfter verwenden wir ihn auch falsch. Denn es gibt nicht nur den kurzen Strich als Satzzeichen, sondern auch eine längere Variante – den Gedankenstrich.

In der Typografie finden wir die Begriffe Halbgeviertstrich und Viertelgeviertstrich. Diese Namen gehen von dem langen Gedankenstrich (Spiegelstrich) aus.

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Während wir den Geviertstrich (also den ersten) im Deutschen normalerweise nicht verwenden, wird dieser im Englischen etwa als möglicher Gedankenstrich verwendet. Aber in welchen Fällen benötigen wir überhaupt dieses Interpunktionszeichen?

Es gibt grob zusammengefasst fünf Kontexte, in denen ein Gedankenstrich korrekt und ein Bindestrich falsch ist. Dann wiederum gibt es klassischerweise drei Fälle für den richtigen Gebrauch des Bindestrichs. Wir gehen alle der Reihe nach durch, um den Unterschied zwischen Gedankenstrich und Bindestrich herauszustellen.

Beide Striche teilen sich auf handelsüblichen Tastaturen eine Taste miteinander, die neben der Punkt/Doppelpunkt-Taste liegt.

Wann benutzen wir den Gedankenstrich?

Beginnen wir mit dem Gedankenstrich, der oft kurzerhand durch den Bindestrich ersetzt wird. Dabei ist seine Hauptaufgabe eine andere als die des kürzeren Bindestrichs, denn der Gedankenstrich wird oft als Satzzeichen verwendet, um ganze Teilsätze voneinander abzugrenzen, nicht aber innerhalb einzelner Wörter.

1) Die Funktion des Gedankenstrichs

Immer, wenn ein gedanklicher Einschub angegeben wird, ein Komma oder Semikolon jedoch zu schwach wäre, eignet sich der Gedankenstrich. Durch diese Funktion erhält das Zeichen übrigens seinen Namen.

Du kannst den Computer haben – und das umsonst.

Die Gruppe – darunter viele Kinder – machte einen Ausflug ans Meer.

Wer hätte das für möglich gehalten? – eine Arbeitswoche ganz ohne Stress!

Der Einsatz von Klammern wäre auch möglich. In den meisten Fällen wird der abgetrennte Gedanke entweder dem Hauptsatz nachgestellt oder eingeschoben. Bei einem Einschub benötigen wir dann sogar zweimal den Gedankenstrich, um die Grenzen zur Hauptaussage zu verdeutlichen. Das dritte Beispiel zeigt eine vorangestellte Ergänzung, die kaum vorkommt.

2) Der Auslassungsstrich

Diese gedankliche Pause muss jedoch nicht syntaktischer Natur sein. Sprechpausen, Auslassungen (Ellipsen) oder Sprecherwechsel können ebenfalls durch Gedankenstriche ausgedrückt werden.

Warte, ich habe es gleich – da ist es doch!

Du willst doch wohl nicht  –.

Auf die Plätze – fertig – los!

“Hör’ ich noch länger, oder soll ich reden?”
– Dein Nam’ ist nur mein Feind. Du bliebst du selbst. Und wärst du auch kein Montague. […]
(Romeo und Julia von Shakespeare)

Hinweis: In den ersten drei Beispielsätzen kann der Gedankenstrich durch eine Ellipse (…) ersetzt werden.

Außerdem finden wir den Gedankenstrich als Nullersatzstrich in glatten Geldbeträgen wie 100,– € sowie Beträgen, die normalerweise eine vorangestellte Null aufweisen würden wie –,99 €. Diese Schreibung gilt allerdings inzwischen als veraltet.

3) Der (lange) Gedankenstrich als Aufzählungszeichen

In tabellarischen Darstellungen wie To-do-Listen finden wir Gedankenstriche als Aufzählunssymbole. Alternativ können natürlich auch andere Zeichen gewählt werden: Auflistungspunkte, Sterne oder Kästen.

Einkaufsliste
– Milch
– Äpfel
– Bio-Müllsäcke
– zwei Pakete Mehl

Nur als Aufzählungszeichen kann, je nach persönlichem Ermessen auch auf den Spiegelstrich (—) zurückgegriffen werden. Ob dieser oder der normal lange Strich als Aufzählungszeichen gewählt wird, ist Geschmackssache.

4) Der Bisstrich

Ein weiterer, häufig gemachter Fehler ist die falsche Länge des Bisstrichs. Dieser entspricht nämlich der des Gedankenstrichs. Wie der Name bereits verrät, steht der Strich in diesem Zusammenhang für das Wort bis.

Geöffnet: Mo.–Fr., 9:30–22:00 Uhr

Ich schätze das Vermögen auf 1–2 Millionen Euro.

Das Kind beherrscht bisher die Buchstaben A–M.

Wichtig ist eine Ausnahme: Bei Skalen und Intervallen, vor denen die Präposition (das Verhältniswort) von gesetzt wird, muss bis ausgeschrieben werden. Das gilt jedoch nicht für einen Umfang, bei dem alle Abstufungen einzeln zählen. Vergleichen Sie:

Das Geschäft ist von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

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Aber:

Wir suchen Erwachsene im Alter von 20 bis 39 Jahren.

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5) Der Gedankenstrich als Gegenstrich und Streckenstrich

Der längere Strich kommt immer dann zum Einsatz, wenn wir eine Beziehung zwischen zwei Wörtern oder Wortgruppen herstellen wollen, welche normalerweise den Einsatz von Begriffen wie gegen, von … nach oder zwischen … und erfordern würde.

Das Spiel FC Bayern München – 1. FC Köln wird live übertragen.

Das Wörterbuch Spanisch–Englisch ist stark heruntergesetzt.

Der Abstand Erde–Sonne beträgt circa 147 Millionen Kilometer.

Die Beziehungen Deutschland–Großbritannien werden immer weiter vertieft.

Während bei dem klassischen Gegenstrich (Begegnungen von Kontrahenten in Wettbewerben) Leerzeichen gesetzt werden, fallen diese weg, wenn der Gedankenstrich die Wendungen von … nach (für Wörterbücher), von … bis (Strecken) und zwischen … und (in der Diplomatie) ersetzt.

Wann benutzen wir den Bindestrich?

Der Bindestrich kommt zwar häufiger vor als sein längerer Verwandter, doch hat er nur drei Funktionen, die allesamt auf Wortebene erfüllt werden. Zum einen kann er Wörter verbinden oder ergänzen, zum anderen kann er sie auch trennen. Wir zeigen, wieso dies kein Widerspruch ist.

1) Die Aufgabe des Bindestrichs

Der Bindestrich bindet. Und zwar verbindet er Wörter entweder miteinander oder mit nicht sprachlichen Einheiten.

das Rundum-sorglos-Paket

die 5-%-Hürde

die p-q-Formel

Normalerweise tendiert die deutsche Sprache zur Zusammenschreibung, wenn mehrere Wörter verbunden werden. Dies trifft jedoch nicht zu, falls ein Ausdruck aus mehr als zwei Wörtern besteht, fremdsprachliche Teile hat, die Lesbarkeit unklar ist oder Bestandteile vorkommen, die keine einzelnen Begriffe darstellen (Ziffern, Symbole, Einzelbuchstaben).

2) Der Ergänzungsstrich

Es kann vorkommen, dass wir Wörter miteinander kombinieren möchten, die identische Wortteile beinhalten. Hier hilft ein Ergänzungsstrich dabei, dass wir nicht beides wiederholen müssen.

beladen und entladen
→ be- und entladen

Wareneinkauf und Warenannahme
→ Wareneinkauf und -annahme

Eisenbahnüberführungen und Eisenbahnunterführungen
→ Eisenbahnüber- und -unterführungen

Der Bindestrich kann als Ergänzung für Wortanfänge, Endungen von Wörtern oder für beides gleichzeitig genutzt werden. Es muss jedoch aus dem Kontext hervorgehen, auf welche Silbe(n) sich der Strich bezieht, um ein Verständnis zu gewährleisten.

3) Der Bindestrich als Trennstrich

Normalerweise verbindet der Bindestrich Wörter miteinander. Doch außerdem kann er als Trennstrich dafür sorgen, dass wir existierende Wörter problemlos trennen können. Das kann uns helfen, Silben einzeln darzustellen oder Texte auf möglichst wenig Raum unterzubringen. Wenn einzelne Silben noch in eine Zeile oder auf eine Seite passen und das Wort erst danach weitergeht, spart das wertvollen Platz.

Sil-ben-tren-nung

Zeilen-
umbruch

Der Bindestrich kann in dieser Funktion auch Trennungsstrich genannt werden. Nur ihm haben wir es zu verdanken, dass der Blocksatz überhaupt möglich und noch dazu ansehnlich ist.

Gedankenstrich oder Bindestrich?

Insbesondere die Verwendung des Gedankenstrichs führt immer wieder zu Problemen. Und wenn wir uns einigermaßen sicher sind, dass wir den typografischen Viertelgeviert- oder Halbgeviertstrich verwenden müssen, stellt uns das Setzen von Leerzeichen vor weitere Herausforderungen. LanguageTool – ein mehrsprachiger und kostenloser Schreibassistent – kann helfen. Er markiert alle Rechtschreib-, Grammatik- bzw. Zeichensetzungsfehler und nimmt die entsprechenden Korrekturen vor.

Mit diesem Tool können Sie sich auf Ihre Gedanken, Listen, Ergänzungen und Wortverbindungen konzentrieren, ohne alle Regeln der deutschen Zeichensetzung zu durchdringen!