Erfahren Sie alles rund um das Ausrufezeichen:
Das ist das Ausrufezeichen!
Achtung! Falls Sie sich immer schon gefragt haben, wieso es drei Arten gibt, einen Satz zu beenden – dann sind Sie hier genau richtig! Unbedingt weiterlesen!
Neben dem klassischen Punkt bei Aussagesätzen und dem Fragezeichen für Fragen gibt es in fast allen Sprachen der Welt die Möglichkeit, gewisse Sätze oder Teilsätze mit einem anderen Satzendzeichen (dem Ausrufezeichen) zu versehen. Je nach Schriftart und Sprache kann das Symbol etwas anders aussehen, es besteht aber immer aus einem langen Strich und einem Punkt.
!
Sie finden das Zeichen auf Ihrer Tastatur auf derselben Taste wie die Ziffer 1. Mit folgenden Kombinationen lässt sich das Ausrufezeichen tippen:
- Umschalttaste + 1 (Normalfall)
- Umschalttaste + AltGr + 1 (Linux)
- Alt + 1 (Apple)
- Alt + 0033 (auf dem Ziffernblock)
- ! (HTML)
In der Schweiz finden wir darüber hinaus die Bezeichnungen „Ausrufungszeichen“ und „Ausrufzeichen“, während wir in Südtirol und Österreich auch „Rufzeichen“ oder „Rufezeichen“ hören können. Offizielle Namen des Symbols sind allerdings Ausrufezeichen und „Exklamationszeichen“.
Bei der Verwendung des Ausrufezeichens ist Folgendes zu beachten:
- Nach diesem wird immer groß weitergeschrieben.
- Es folgt direkt auf den letzten Buchstaben des letzten Wortes, also ohne Leerzeichen.
- Fast immer signalisiert das ! ein Satzende; innerhalb von Klammern kann es jedoch auch im Satzinneren benutzt werden. Nach der Klammer muss nicht zwingend groß weitergeschrieben werden.
Diese drei Grundsätze können wir in alle möglichen Sprachen übertragen. Allerdings gibt es im Französischen und im Spanischen Ausnahmen. Auf Französisch setzen wir vor dem Ausrufezeichen ein geschütztes Leerzeichen; auf Spanisch leiten wir den Satz mit einem auf dem Kopf stehenden Ausrufezeichen zusätzlich ein.
Achtung, Gefahr! Bitte benutzen Sie keine leicht (!) entzündlichen Stoffe.
Attention !
¡Atención!
Grundsätzlich dient das Interpunktionszeichen auch als Piktogramm bei Gefahrensymbolen und Warnschildern.
Wussten Sie?
Das Ausrufezeichen-Symbol finden wir neben der Sprache auch in der Mathematik, wo es die Rechenoperation Fakultät ausdrückt.
- 5! (sprich: „fünf Fakultät“) = 5 × 4 × 3 × 2 × 1 = 120
Wann benutzen wir das Ausrufezeichen?
Nachdem wir die Fakten der Schreibweise betrachtet haben, kommen wir nun zu den Funktionen des Zeichens. Hierbei ist zu erwähnen, dass sich die Aufgaben und Interpretationen im Laufe der Jahre stark verändert haben. Daher müssen wir zunächst einen Blick auf die Ursprünge des Ausrufezeichens werfen.
Das Zeichen tauchte erstmalig in mehreren Texten des 17. Jahrhunderts auf. Damals kennzeichnete es allerdings die Intonation, also die Satzbetonung beim Vorlesen. Erst ein Jahrhundert später wurde ihm eine grammatische Funktion zugesprochen. Aufforderungen und Befehle – idealerweise mit einem Imperativ oder Infinitiv – werden am Satzende mit einem Ausrufezeichen versehen.
Schau genau hin!
Tu das jetzt bloß nicht!
Stillgestanden!
Namensgebend ist jedoch die Funktion, Wünsche und eben Ausrufe mit dem Symbol auszustatten.
Ach, hätten wir das doch früher gewusst!
Lang lebe unsere Hoheit!
Guten Tag miteinander!
Bei normalen Aussagesätzen gehen wir mit der Sprachmelodie tendenziell nach unten. Das Ausrufezeichen hingegen löst aus, dass wir mit der Stimme nach oben gehen, ähnlich wie bei einer Frage. Bei jeglicher Art von Fragesätzen können wir ein Ausrufezeichen anstelle eines Fragezeichens verwenden.
Was soll das denn jetzt!
Spinnst du eigentlich komplett!
Wie denn!
Exkurs: Was ist der „Interrobang“ ‽
Aus dem Wunsch heraus, ein Satzzeichen für ausgerufene Fragen zu haben, erfand 1962 ein amerikanischer Werbegestalter den sogenannten Interrobang („‽“). „Interro-“ steht dabei für die Funktion als Fragezeichen, während „-bang“ die Aufgabe eines Rufzeichens verdeutlichen sollte. Da die Erfindung für den Siegeszug des Ausrufezeichens etwas zu spät veröffentlicht wurde, fand das Nichstandardsatzzeichen nur wenig Zuspruch und Bekanntheit.
Es wurden immer wieder weitere Zeichen entworfen, die das Ausrufezeichen als Basis zeigten: ein doppeltes Ausrufezeichen, eines mit einem weiteren Punkt oben oder ein gezacktes Zeichen mit Punkt.
Zugegeben, diese Bedeutung des Ausrufezeichens ist wirklich direkt und möglicherweise unhöflich, aber wir können sehen, dass ein gewisser subjektiver Charakter mitschwingt. Die sprechende Person zeigt Ekel, Enttäuschung, Ärger, Unverständnis oder eine andere Art von Emotion. Darum lassen sich Ausrufezeichen mittlerweile oft mit Interjektionen (Gefühlswörtern) kombinieren.
Igitt!
Boah ey! Nein!
Autsch, das tat weh!
Wenn ein Ausrufezeichen in Klammern mitten im Satz steht, wird der Leserschaft Bewunderung oder Erstaunen demonstriert, ohne dass jemand in der Ich-Form zutage tritt.
Goethe hat stolze 60 (!) Bände verfasst.
Heutzutage ist das Ausrufezeichen nicht mehr nur ein grammatisches Satzzeichen, sondern ein grafisches Mittel, Gefühle und Einstellungen zu vermitteln. Vergleichen wir folgende Sätze:
Sie haben mich also nicht verstanden.
Sie haben mich also nicht verstanden?
Sie haben mich also nicht verstanden …
Sie haben mich also nicht verstanden!
Die Wortwahl ist identisch und doch sagen alle vier Sätze etwas anderes aus. Das Ausrufezeichen steht hier nicht für Kenntnisnahme, Nachfragen oder Nachdenken wie die anderen Optionen, sondern ist als Missbilligung zu verstehen.
Tipp: Ausrufezeichen in der Briefanrede
Sie haben sicher schon einmal gesehen, dass in einem Brief oder einer E-Mail nach der einleitenden Grußformel ein Ausrufezeichen verwendet wurde. Während dies früher als modern galt, ist hiervon heute eher abzuraten. Setzen Sie lieber ein Komma nach dem Gruß und dem Namen. In der Schweiz wird übrigens kein Satzzeichen in die erste Zeile gesetzt.
- Sehr geehrte Damen und Herren!
→ Sehr geehrte Damen und Herren,
→ Sehr geehrte Damen und Herren
Ist die Verwendung des Ausrufezeichens stilistisch zu empfehlen?!
Wenn aber ein Ausrufezeichen inzwischen für fast jede Art von Gefühl stehen kann, was ist denn dann der Mehrwert dieses Satzzeichens? Grammatikalisch gesehen können wir schließlich stets auf Punkt und Fragezeichen zurückgreifen. Hinzu kommt die Entwicklung der 1950-1960er Jahre, in denen das Ausrufezeichen durch Zeitungen und Werbung inflationär benutzt wurde, um die Aufmerksamkeit der Kundschaft zu erregen.
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Deswegen haben viele Autoren und Literatinnen dem Zeichen in ihren Werken gänzlich abgeschworen. Außerdem verzichten viele Werbeanzeigen auf Zeichensetzung oder bedienen sich anderer Effekte, die etwa durch Punkte entstehen.
Die Rundum-sorglos-Garantie.
Quadratisch. Praktisch. Gut.
Im Zeitalter des Internets und einer Chatsprache ist das Ausrufezeichen in gewissen Kontexten normal geworden. Ursprünglich sollte das Zeichen dem Satzende ja Nachdruck verleihen, doch mittlerweile kommt es auch zum Einsatz, wenn beim Tippen keinerlei Euphorie gezeigt wird bzw. die vorhandene Begeisterung eben nicht vermittelt wird.
Insgesamt spricht nichts gegen die Verwendung des Ausrufezeichens, denn es hat – wie wir gesehen haben – einen emotionalen Charakter. Beachten Sie trotzdem folgende Tipps:
- Benutzen Sie das Ausrufezeichen eher sparsam.
- Falls Sie das Zeichen verwenden, achten Sie unbedingt auf den Unterton, um nicht unhöflich oder respektlos zu wirken.
- In der Standardsprache sollte immer nur ein Symbol und nicht mehrere (!!!) benutzt werden.
- Kombinieren Sie niemals ein Frage- und ein Ausrufezeichen, denn das wirkt sehr informell und effekthascherisch.
- Ausrufezeichen ahmen die gesprochene Sprache gut nach. Daher können sie getrost in Comics oder in Dialogen benutzt werden.
Falls in meinem Text einmal zu viele Ausrufezeichen vorkommen sollten, erinnert mich LanguageTool daran, dass hier weniger mehr ist. Die Verwendung von mehreren Ausrufezeichen hintereinander, die Kombination aus Rufzeichen und Fragezeichen und sogar die Benutzung zu vieler Exklamationszeichen in einem Text werden mit dem Onlinetool gefunden und zuverlässig korrigiert.
Dann klappt es auch mit Tonfall und Sprachstil Ihrer Texte!
Versprochen!