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Grammatik-, Stil- und Zeichensetzungsfehler

Die Litotes als Stilmittel der Rhetorik ist nicht gerade offensichtlich

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Was verstehen wir unter dem literarischen Stilmittel der Litotes? Wir verraten Bildung, Wirkung und Beispiele der rhetorischen Figur.

Litotes als rhetorische Figur (literarisches Stilmittel)
Die Litotes kommt oft in der Literatur, in der Werbung und im Alltag vor.
Beispiele der Litotes

  • Er ist wirklich kein schlechter Autor.
  • Sie hat noch kein Buch geschrieben, mit dem sie keinen Erfolg hatte.
  • Ich bin als Kritiker nicht zu unterschätzen.


Was ist eine Litotes?

Wenn ich Ihnen sagen würde, ich sei der weltweit beste Blogger, dann wäre das neben einer offenkundigen Lüge auch eine starke Übertreibung. Doch wenn ich behaupte, ich sei nicht der schlechteste Schreiber, dann würden Sie mir sicherlich eher glauben, obwohl ich rhetorisch dasselbe Ziel verfolge – Sie von meinen Qualitäten zu überzeugen.

Heute sprechen wir über die sogenannte Litotes. Sie zählt zu den rhetorischen Stilmitteln der Tropen (inhaltsbezogenen Figuren) und wirkt etwas subtiler und glaubhafter als die Hyperbel. Ich erkläre Aufbau, Wirkung und Ziel dieser Redefigur.


Wie bilde ich eine Litotes?

Wie soeben dargestellt, ist eine Litotes grob gesagt eine Untertreibung durch Verneinung in Verbindung mit Ironie. Aber wie gelingt uns deren Bildung überhaupt sprachlich? Es gibt mehrere Formulierungen, mit denen wir eine Litotes ausdrücken können.

Verneinung des Gegenteils

Oft nehmen wir es nicht als Stilmittel wahr, aber es macht einen rhetorischen Unterschied, ob wir ein Wort bejahen oder sein Gegenteil verneinen.

Der Text ist einfach zu lesen.
Der Text ist nicht schwer zu lesen.
Wir sind Ihrem Angebot zugeneigt.
Wir sind Ihrem Angebot nicht abgeneigt.
Du bist wahrhaftig ein Anfänger im Texten.
Du bist wahrhaftig kein Profi im Texten.

Wir können sehen, dass eine Litotes praktisch alle Wortarten betreffen kann, nicht nur Adjektive (Eigenschaftswörter). Am effektivsten wäre es, wenn wir möglichst wenige Wörter verwenden, um Redundanzen zu vermeiden. Das Gegenteilige zu verneinen, ist daher in jedem Fall länger und umständlicher.

Litotes durch doppelte Verneinung

Zwar kann auf Deutsch nicht im selben Teilsatz doppelt verneint werden, aber wenn sich in zwei Teilsätzen jeweils eine Verneinung findet, sprechen wir von einer Litotes.

Es ist nicht wahr, dass das Buch kein Happy End hat.
→ Das Buch hat also eines.
Glaub ihm nicht, dass er nicht vorbereitet gewesen sei.
→ Er war also vorbereitet.
Wir hatten nie Angst, das Honorar nicht zu bekommen.
→ Wir waren uns also sicher, es zu bekommen.
Hinweis

Achten Sie in den bisher beschriebenen Anwendungsfällen auf Negationswörter wie diese:

  • nicht
  • kein (-e, -en, -em, -es, -er)
  • nie/niemals
  • niemand/keiner
  • nirgendwo/nirgends
  • nichts

Ironische Wendungen für Litotes

Doch nicht alle Litotes basieren auf Verneinungen. In Kombination mit dem Stilmittel der Ironie finden wir litotische Wendungen bei Untertreibungen.

Das ist eine ganz passable Geschichte.
→ Das ist eine gute Geschichte.
Sie haben ein wirklich ansehnliches, kleines Häuschen.
→ Sie haben ein großes Haus / ein Haus stattlicher Größe.

Merken wir uns also, dass wir auch bei offensichtlichen Untertreibungen von dem Redemittel Litotes sprechen. Das Gegenteil hiervon ist die Hyperbel, die durch Übertreibungen ihren rhetorischen Effekt erhält.

"Die Litotes ist in der Alltagssprache nicht gerade unüblich." (Statt: "Sie ist üblich.")
Bei der Litotes kommt es auf Negationen, Antonyme (Gegenteile) und Ironie an.

Welche Wirkung hat die Litotes?

Der Begriff Litotes kommt aus dem Griechischen. Dort bedeutet das Wort „λιτότης“ (litótēs) „Zurückhaltung“ oder „Schlichtheit“. Und das führt uns auch schon zu der Wirkung des Stilmittels. Genau genommen, gibt es zwei Ziele, die auf den ersten Blick recht widersprüchlich erscheinen.

  1. Herunterspielen durch Untertreibung
  2. Verstärkung durch Abschwächung

Untertreibung zum Herunterspielen

Durch das Einsetzen von weniger ausdrucksstarken Formulierungen oder die Verneinung wird etwas schlechtgeredet oder zumindest schlichter dargestellt.

Der Schreibstil ist wirklich nicht akademisch.
Ich bin eben kein echter Schriftsteller.

Daher hilft die Litotes dabei, Kritik möglichst elegant zu verpacken oder etwas „durch die Blume“ zu sagen. Anders als bei einem Euphemismus (einer Beschönigung) wird mutwillig eine Abschwächung in Kauf genommen.

Das Manuskript war doch ganz nett.

→ Hier gibt es viel Interpretationsspielraum. Wurde eine Litotes verwendet, ist das Skript tatsächlich viel besser als angedeutet. Es wurde nur darauf verzichtet, dies direkt zu sagen – etwa aus Neid, Bescheidenheit oder sich anbahnender Kritik. Wurde hingegen ein Euphemismus verwendet, ist das Manuskript sehr viel schlechter als vorgegeben.

Verstärkung durch Abschwächung der Litotes

Eine litotische Formulierung kann allerdings auch den gegenteiligen Effekt haben. Durch die beabsichtigte Abschwächung des Gesagten wird dieses umso mehr betont.

Sie ist wirklich keine Expertin in Rechtschreibung.
Es ist ja nicht so, als hätte ich es dir nicht gesagt!
Sie haben noch nie kein gutes Wort über sie verloren.

Wenn ich nun also sage: Die Korrekturen von LanguageTool sind gar nicht mal so verkehrt, wäre die Wirkung etwas schwach. Wenn ich hingegen sage, dass die Korrekturen noch nie unpraktisch und schwer verständlich waren, sehen Sie, dass die Litotes eben doch effektiv ist. Es kommt stark auf den jeweiligen Kontext an.

Und wenn ich hinzufüge, dass dieser Artikel keine ausschweifenden linguistischen Erklärungen enthält, damit wir beim Lesen und anschließenden Schreiben nicht überfordert sind, war das abermals eine Litotes – die Sie nun gewiss erkannt haben.

Was ist die Litotes?

  • Sie zählt zu den rhetorischen Mitteln, genauer zu den Tropen.
  • Sie beruht auf einem verneinten Gegenteil, einer doppelten Verneinung oder Ironie. Sie kann entweder untertreiben oder durch eine Abschwächung etwas betonen.


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