Ich will nach Hause.
Ich möchte / würde gerne nach Hause.
Ich wünsche mir / bestrebe / beabsichtige, nach Hause zu gehen.
Ist „Ich will“ so schlecht wie sein Ruf?
Wurde Ihnen als Kind ebenfalls beigebracht, nicht immer Sätze mit Ich will zu beginnen? Natürlich ist der Gedanke dahinter, Kinder frühzeitig an ein gesundes Maß an Respekt und höfliches Miteinander heranzuführen. Doch ist diese inoffizielle Stilregel überhaupt linguistisch begründet?
Ich will ist die erste Konjugation (flektierte Verbform) von wollen. Die weiteren Formen des Tätigkeitswortes sind:
Präsens (Gegenwart) |
Präteritum (Vergangenheit) |
|
---|---|---|
Ich | will | wollte |
Du | willst | wolltest |
Er/sie/es | will | wollte |
Wir | wollen | wollten |
Ihr | wollt | wolltet |
Sie | wollen | wollten |
Mit dem Verb drücken wir einen Willen – also einen sehr starken Wunsch – aus. Und genau da liegt die Verwirrung: Ich will ist ein absolut gerechtfertigter Satzanfang und wollen gehört zur Standardsprache. Es hat – wie alle anderen Begriffe – kein totales Synonym; das heißt, es gibt kein zweites Wort mit identischen Bedeutungen. Also wie sollen Kinder auf eine Alternative ausweichen, wenn keine von ihnen zufriedenstellend ist?
Sollen wir „Ich will“ immer durch „Ich möchte“ ersetzen?
Der gängigste Gegenvorschlag von Eltern lautet, doch lieber Ich möchte zu verwenden.
Ich will nach Hause gehen.
→ Ich möchte nach Hause gehen.
Ich will das nicht machen.
→ Ich möchte das nicht machen.
Streng genommen ist möchten aber kein alleinstehendes Verb, sondern eine Konjunktivform (Möglichkeitsform) von mögen. Es wird allerdings heutzutage derart oft verwendet, dass es seine Funktion als Konjunktiv verloren hat. Dieses Verb lässt sich wie folgt konjugieren:
Präsens (Gegenwart) |
Präteritum (Vergangenheit) |
Konjunktiv II (Möglichkeitsform) |
|
---|---|---|---|
Ich | mag | mochte | möchte |
Du | magst | mochtest | möchtest |
Er/sie/es | mag | mochte | möchte |
Wir | mögen | mochten | möchten |
Ihr | mögt | mochtet | möchtet |
Sie | mögen | mochten | möchten |
Indem wir also den Konjunktiv II von mögen verwenden, drücken wir aus, dass wir etwas mögen würden, wenn dies passieren würde. Das wird zwar vielerorts als höflich und bescheiden aufgefasst, allerdings verwässert die Formulierung doch die starke Aussage eines Willens, oder?
Ich möchte nicht alt werden.
→ Ich würde es mögen, nicht alt zu werden.
Somit ist Ich möchte kein Synonym zu Ich will und die Stilregel unter Eltern scheint eher psychologisch begründet zu sein: Kinder sollen nicht ungefiltert und direkt ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte in den Vordergrund stellen.
Hinweis
In vielen Kontexten (beispielsweise beim Heiraten) sollte Ich will niemals durch andere Wendungen ausgetauscht werden.
Heißt das nun für uns, dass es keine Alternativen zu Ich will gibt? Eine tolle Anlaufstelle für Synonyme aller Art ist der kostenlose Schreibassistent LanguageTool. Zum einen erkennt er überfrequentierte Floskeln (wie wollen) bereits beim Schreiben, zum anderen lassen sich per Doppelklick abwechslungsreiche Alternativen zu fast jedem beliebigen Begriff finden. So werden unsere Texte nicht nur aussagekräftiger und selbstsicherer, sondern auch sprachlich individueller.
11 Alternativen für „Ich will“ mit Fokus auf der Absicht
Um eine Absicht zu betonen, bieten sich diese Synonyme für wollen an. Sie unterscheiden sich stark im Sprachstil, daher nennen wir sie von eher standardsprachlich zu gehoben:
- beabsichtigen
- anstreben
- bezwecken
- hinzielen auf
- verlangen
- hinsteuern auf
- fordern
- ins Auge fassen
- sinnen
- anvisieren
- intendieren
Wie zuvor erwähnt, keine der gezeigten Alternativen ist wirklich so aussagekräftig wie wollen.
9 Alternativen für „Ich will“ mit Betonung auf den Wunsch
Wenn die Aussage etwas abgeschwächt werden darf, können wir auch den Fokus auf den Wunsch legen. Die Synonyme sind ebenfalls wieder gemäß Ihrem Sprachstil sortiert.
- versessen sein auf
- brauchen
- erpicht sein auf
- begehren
- erstreben
- benötigen
- sich wünschen
- erheischen
- postulieren
Es sollte noch gesagt werden, dass auch andere Konjunktivformen verwendet werden können, um einen Willen zu verdeutlichen:
Ich hätte gerne etwas anderes.
Ich würde gerne noch etwas schlafen.
Allerdings sollte auch hierbei beachtet werden, dass der Konjunktiv zwar höflich und bescheiden wirkt, die starke Intention von wollen aber auf der Strecke bleibt. Nun wünschen wir viel Spaß dabei, Ihrem Kind zu erklären, dass nur ein berühmt-berüchtigter Willi etwas will und es doch lieber sein Spielzeug einfordert oder erheischt …