Verständliche Sprache liegt irgendwo zwischen Umgangssprache und Standardsprache. Sie zeichnet aus, dass sie möglichst viele Personen mühelos und ohne Vorwissen verstehen können.
Fachsprachen umfassen mehrere Sprachstile, die entweder durch Berufe, Kontexte oder andere Sprechgruppen definiert werden. Sie setzen ein gewisses Vorwissen des Themenbereichs voraus und gelten als nicht allgemein und als nicht ausnahmslos verständlich.
Warum ist der Sprachstil entscheidend für den Erfolg eines Textes?
Planen Sie jeden Text, bevor Sie ihn schreiben? Das ist nämlich nicht nur inhaltlich absolut empfehlenswert, denn wenn Sie schon beim ersten Tippen genau wissen, welchen Ton Ihr Schriftstück haben wird, ist viel geholfen. Doch der Sprachton (bzw. Stil) ist schwierig zu definieren. Wir versuchen es trotzdem und erklären, wann ein Text verständlich sein sollte und wann auf fachsprachliche Elemente zurückgegriffen werden darf. Zunächst folgendes Beispiel:
Eine Frist, die nach Wochen, nach Monaten oder nach einem mehrere Monate umfassenden Zeitraum – Jahr, halbes Jahr, Vierteljahr – bestimmt ist, endigt im Falle des § 187 Abs. 1 mit dem Ablauf desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder seine Zahl dem Tage entspricht, in den das Ereignis oder der Zeitpunkt fällt, im Falle des § 187 Abs. 2 mit dem Ablauf desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher dem Tage vorhergeht, der durch seine Benennung oder seine Zahl dem Anfangstag der Frist entspricht.
(§ 188 II BGB)
Wenn Ihnen ehrlicherweise das juristische Fachwissen fehlt, geht es Ihnen wie den meisten von uns und der Text ist für uns nicht juristische Personen nicht direkt zugänglich. Alle Informationen – ohne die erforderlichen Paragrafen – lassen sich auf diese zwei Sätze herunterbrechen:
Die Frist kann Wochen oder Monate umfassen. Diese endet am selben Wochentag oder in derselben Woche, in der sie begonnen hat, und verliert im Folgezeitraum ihre Gültigkeit.
(Stark vereinfacht)
Was sind Fachsprachen?
Bei Fachsprachen verrät der Name im Grunde schon alles, was es damit auf sich hat. Es sind zwar keine Nationalsprachen so wie Deutsch, aber Untersprachen im Deutschen – ähnlich wie Dialekte. Während diese allerdings regional gepflegt werden, unterscheiden sich Fachsprachen nach Berufsgruppen und Texttypen. Folgende Technolekte (eigene Fachausdrucke) gibt es zum Beispiel:
- Medizinische Fachsprache
- Juristische Fachsprache
- Verwaltungssprache („Beamtendeutsch“)
- Jägersprache
- Sprache der Seeleute
- Sprache der Bergleute
Die wohl bekannteste Fachsprache ist jedoch akademische Sprache (oder Bildungssprache), der sich in der Wissenschaft und in Hochschulen bedient wird.
In erster Linie zeichnen sich Fachsprachen durch einen fremdsprachigen Wortschatz aus. In vielen Disziplinen werden lateinische und griechische Begriffe verwendet; in der Musik und Kulinarik stammen viele Fachbegriffe aus dem Italienischen, während wir englischen Wörtern primär im Technikbereich (IT) begegnen.
Fachsprachen können mit formeller Sprache und komplexen Strukturen der Grammatik einhergehen. Im juristischen Beispiel oben sehen wir etwa längere Satzgefüge.
Was verstehen wir unter allgemein verständlicher Sprache?
Nachdem wir gut definieren konnten, was Fachsprachen sind und warum diese nur verständlich sind, sobald sich ein gewisses Wissen angeeignet wurde, widmen wir uns nun dem Gegenteil. Allgemein verständliche Sprache umfasst auf jeden Fall Standarddeutsch, kann aber auch Umgangssprache einbeziehen.
Generell gilt, dass möglichst viele verschiedene Leute den Sprachstil verstehen und mühelos allen Themen dabei folgen können. Natürlich werden inhaltlich nicht alle von uns einer Abhandlung über Quantenphysik oder einem Vortrag über mittelalterlichen Minnesang folgen können, aber mit verständlicher Sprache kann zumindest einer Art Sprachbarriere aus dem Weg gegangen werden. Die allermeisten Alltagstexte (Zeitungsartikel, E-Mails, Fernsehberichte, Werbeanzeigen, Onlinebeiträge etc.) sind so geschrieben, dass es möglichst wenig Verständnisprobleme gibt.
Nur in folgenden Kontexten sind Fachsprachen gern gesehen:
- Berufsbezogene Fachkommunikation
- Fachjournale und sehr zielgruppenorientierte Texte (z. B. Börse in der FAZ)
- Forschung und schriftliche Arbeiten
Wie setze ich Fachsprache gezielt in meinen Texten ein?
Das Schlüsselwort ist so wenig Überforderung wie möglich. Auch wenn wir Gefahr laufen, diejenigen zu unterfordern, die sich mit einem Themengebiet gut auskennen, können wir mit einfacheren Worten und simpleren Strukturen dafür sorgen, dass mehr Leute unseren Texten folgen.
Unsere Frage vor jedem Text sollte sein: Wer soll meinem Text folgen können – die interessierten Fachleute, Laien oder eventuell beide Gruppen?
Ein einfaches Kochrezept etwa lässt sich in beiden Stilen verfassen:
- Gezielt an Sterneköche und professionelle Köchinnen, mit Fachvokabular und gewissen Arbeitsschritten, die gedanklich vorausgesetzt werden.
- An praktisch alle, die es lesen möchten. Wenn Fachvokabular vorkommt, sollte es immer verständlich erklärt werden.
Hinweis
Egal, ob Sie einen fachsprachlichen Gesetzestext oder ein Kochrezept für die Allgemeinheit schreiben möchten – eines haben beide Sprachstile gemein: Rechtschreibfehler, Grammatikpatzer und eine unsichere Wortwahl werden nie gern gesehen. Hier empfiehlt es sich, den intelligenten Schreibassistenten LanguageTool zu nutzen. Dieser ist kostenlos, korrigiert unmittelbar Fehler und erkennt teilweise sogar verschiedene Sprachstile, um diese gegebenenfalls anzupassen.
Da ist jemand wirklich vom Fach, ohne durch Fachlatein auffallen zu müssen.