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Hat diese Rechtschreibregel „Potenzial“ oder „Potential“?

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Bei der Frage, ob es „Potenzial“ oder „Potential“ heißt, gibt es zwei korrekte Schreibungen und eine empfohlene Schreibweise. Der Artikel zeigt weitere Beispiele mit „-iell/-ial“ und Ausnahmen dieser Regel.

Potential oder Potenzial? Richtige Schreibweise
Diese Schreibweise ist potenziell verwirrend.

Differentialrechnungen haben das Potential, kompliziert zu werden. Diese Aussage ist potentiell richtig.

Differenzialrechnungen haben das Potenzial, kompliziert zu werden. Diese Aussage ist potenziell richtig.


„Potential“, „Potenzial“, „potentiell“ oder „potenziell“?

Heute beschäftigen wir uns mit Mathematik. Nein, natürlich geht es in diesem Blogartikel auch wieder um die deutsche Rechtschreibung. Aber aus der Zahlenlehre kommen heute überraschend viele Beispiele, nämlich alle Begriffe, die auf die Silben „-tial“ oder „-tiell“ enden.

Differentialrechnung
Exponentialfunktion
Potentialanalyse

Nach neuer deutscher Rechtschreibung dürfen einige dieser Wörter ebenfalls mit einem „-z-“ geschrieben werden. Wir erklären, warum. Außerdem zeigen wir, was über diese potenzielle Alternativschreibung entscheidet.


Welche Wörter können mit „-zial“/„-ziell“ geschrieben werden?

Beginnen wir mit der Wortherkunft und unserem Beispiel potenziell. Die Silbe „-ziell“ deutet auf ein Fremdwort aus dem Lateinischen hin und markiert das Wort als Adjektiv (Eigenschaftswort) oder Adverb (Umstandswort). Potentiell und potential sind somit sehr eng miteinander verwandt, werden aber in verschiedenen Kontexten benutzt. Beide geben eine Möglichkeit an.

Betrunken Autofahren ist potentiell gefährlich.
Die potentiale Leistung der Maschine ist immer noch zu gering.

Mit der Rechtschreibreform 1996 wurde die Schreibweise etwas besser der Aussprache angepasst. Zwar finden wir die Buchstabenkombination „-ti-“ oft in Wörtern, in denen ein „z“ (Lautschrift /ts/) gesprochen wird, aber ein „z“ als Repräsentation erscheint doch etwas einfacher.

Die Varianten mit „t“ sind allerdings weiterhin gültig, wenn auch nicht mehr empfohlen.

Betrunken Autofahren ist potenziell gefährlich.
Die potenziale Leistung der Maschine ist immer noch zu gering.

Übrigens finden wir das Suffix (die Endsilbe) „-tial“ größtenteils in bildungssprachlichen und gehobenen Begriffen, während uns die Endsilbe „-tiell“ eher in der Alltagssprache begegnet.


In welchen Wörtern finden wir „-tial“/„-tiell“ als Endung?

Die Änderung der Rechtschreibung im Zuge der Reform betrifft allerdings nicht alle Wörter mit „-tiell“ oder „-tial“. Ausschlaggebend für die neue und empfohlene Schreibung ist der Wortstamm, also der Teil des Wortes, an welchen ebendiese Silbe gehängt wird. Endet der Stamm mit einem „-z“, sind beide Varianten korrekt; endet er mit einem „-t“, gilt nur die herkömmliche Schreibweise als richtig.

Stamm Korrekt (& empfohlen) Ebenfalls korrekt Falsch
Differenz differenzial
differenziell
differential
differentiell
/
Essenz essenzial
essenziell
essential
essentiell
/
Existenz existenzial
existenziell
existential
existentiell
/
Exponent eponential
exponentiell
/ exponenzial
exponenziell
Part partial
partiell
/ parzial
parziell
Potenz potenzial
potenziell
potential
potentiell
/
Substanz substanzial
substaniell
substantial
substantiell
/

Es gibt einige Ausnahmen zu dieser Regel: Obwohl der Stamm auf einem „-z“ endet, gilt ausschließlich die Schreibung mit „-ziell“ als korrekt bei häufigen Wörtern, die gar nicht mit der Endung „-zial“ vorkommen. Dies ist zurückzuführen, dass einige dieser Begriffe bereits in der Ursprungssprache (Französisch oder Latein) mit einem „-z“/„-c“ geschrieben wurden.

Kommerz → kommerziell (nicht kommertiell)
Provinz → provinziell (nicht provintiell)
Tendenz → tendenziell (nicht tendentiell)

Falls der Stamm weder auf „-z“ noch auf „-t“ endet oder dieser alleinstehend nicht im Deutschen vorkommt, kann die Regel nicht angewendet werden. Hier entscheidet der Einzelfall bzw. der Umstand, ob ein „-t-“ oder ein „-z-“ im Wort auftaucht:

finanziell (nicht finantiell), herleitbar von „Finanzen“
offiziell (nicht offitiell), herleitbar von „Offizier“
speziell (nicht spetiell), herleitbar von „Spezies“

Heißt es nun „Potenzial“ oder „Potential“?

Wenn wir nun auf unsere Eingangsbeispiele zurückkommen, hätte ich demnach die folgenden empfohlenen Schreibweisen nehmen sollen:

Differenzialrechnung
Exponentialfunktion
(wie oben)
Potenzialanalyse

In den Fachbereichen Mathematik, Philosophie oder Linguistik treten viele solcher Komposita (zusammengesetzten Wörter) auf. Bei Wörtern mit „-z“ als Stammendung sind auch nach neuer Wortbildung beide Schreibweisen möglich.

Essentialismus/Essenzialismus
Exponentialgleichung
der/die Provinziale
Offizialdelikt
Substantialität/Substanzialität

Das bekannteste Wortpaar ist das Potential – das Potenzial, wobei letztere Schreibweise empfohlen wird. LanguageTool hilft mir immer da, wo es tendenziell und potenziell (potentiell) schwierig wird: Rechtschreibung, Grammatik und Sprachstil können durch die Korrekturen der Software einfach und kostenlos verbessert werden.

Ich bin [...] nur ein Sterblicher mit dem Potenzial von Superman. Ich lebe weiter. (Zitat von David Bowie)
Das Wort „Potenzial“ findet sich in vielen Zitaten und Redewendungen.
Faustregel: „Potential“ oder „Potenzial“?

Wahrscheinlich ist es leichter, immer von der Schreibweise mit „-z“ auszugehen und sich nur die Ausnahmen partial/partiell und exponential/exponentiell zu merken. In allen anderen Fällen wird teilweise die neue Schreibweise empfohlen, teilweise ist aber auch nur diese korrekt.


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